kuenstlerische druckgrafik
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neue auflagen

Henrik Eiben

 

Tokio, Japan, 1975

 

lebt und arbeitet in Hamburg


 

 

Henrik Eibens vielseitiges Werk umfasst Skulptur, Wandarbeiten, Malerei und Zeichnung, wobei sich der Entstehungsprozess und das Ergebnis häufig durch ein spielerisches Austesten der Grenzen des jeweiligen Mediums auszeichnen. Er kombiniert unterschiedliche Materialien und Techniken, lässt sie miteinander reagieren und behält hierbei dem Zufall stets ein Türchen offen. Auf diese Weise entstehen Arbeiten, die eine ausgeprägte kompositorische Ausgewogenheit und Präzision aufweisen - gleichzeitig blitzt zwischen den fein ausbalancierten Farben und Formen ein Augenzwinkern auf, das den Werken eine außergewöhnliche Leichtigkeit verleiht. 


Eiben gibt sich nicht mit einem „entweder-oder“ zufrieden, er beansprucht das „sowohl-als auch“, das Verbindende, nicht das Trennende. Dies spiegelt sich in den vier Editionen wider, die in Zusammenarbeit zwischen dem in Hamburg lebenden Künstler und Keystone Editions entstanden. Erstmals mit der Lithografie arbeitend, überträgt er die Formensprache seiner Zeichnungen auf ein neues Medium, wobei die vorliegenden Blätter durch ein starkes Interesse an den Eigenheiten dieser Technik geprägt sind. Die vier sehr individuellen Editionen verbindet das produktive Zusammenspiel der verschiedenen Charakteristika der verwendeten Techniken, die zu einem Bestandteil der jeweiligen Gesamtkomposition werden. 


In „Lux“ experimentiert er mit der Möglichkeit der Wiederholung, die das Druckverfahren bereithält. Die zunächst in dunklem Lila auf den Stein aufgetragene Zeichnung wurde anschließend in hellem Rosa und auf dem Kopf gedreht erneut gedruckt. Das Prinzip des „Sowohl-als auch“ erfüllend, ermöglicht es die Lithografie, zwei identische und doch unterschiedliche Formen nebeneinander zu setzen. 


Die Neugier auf das Unvorhergesehene und auf das Nicht-Planbare zeigt sich in „Phaedon“. Hier bildete die mit Wasser verdünnte grüne Tusche beim Trocknen zahlreiche, in der Größe variierende Punkte, die im Verhältnis zu den sanften, horizontal verlaufenden Strichen des blauen Kreideauftrags sowohl einen Kontrast als auch eine Ergänzung darstellen. Wie in seinen Zeichnungen überlagern sich die einzelnen Formen, schmiegen sich aneinander, als würden sie miteinander tanzen. Ist es diese Leichtigkeit, die Eiben als Antwort auf die in Mendelssohns „Phädon“ gestellte Frage nach dem Sinn des Daseins gibt? 


Die Bereitschaft, die sich aus den Eigenheiten des verwendeten Materials ergebende Spontaneität zuzulassen und in den Entstehungsprozess des Werkes zu integrieren charakterisiert auch den Druck „Donnerhall“. Wie in „Phaedon“ entstand das Muster der Farbaufträge im Verlauf des Trocknens der Tusche, wobei die einzelnen Blautöne individuelle Oberflächenstrukturen ausbildeten: Während der dunklere Farbauftrag gleichmäßig und deckend ist, lassen die hellen Striche an die Struktur von Elefantenhaut denken. Eingerahmt von vier farbigen Punkten, überlagern sich die unterschiedlichen Farboberflächen, schieben sich ineinander und verbinden sich harmonisch zu einem Ganzen, wobei sie dennoch ihre Individualität beibehalten.


„Hess“ ist eine Hommage an Peter Hess, der 2002 das Projekt „Stolpersteine“ des Künstlers Gunter Demnig nach Hamburg holte. Für diese Arbeit kombinierte Eiben zwei Druckverfahren, woraus sich ein produktives Miteinander der jeweiligen Oberflächen ergibt. Der türkis-blaue Hintergrund entstand als Holzschnitt und lässt sowohl die Struktur des Holzes als auch die Spuren der Bearbeitung durch eine harte Bürste erkennen. Innerhalb der orangenen Fläche mischt sich die wolkenähnliche Struktur der Lithografie mit dem Muster des Holzschnitts. Die bunten Formen lassen indes Pinselspuren erkennen; sie wurden per Hand hinzugefügt und machen so jedes Blatt zu einem Unikat. 

 

 

 

 

 

 

Text: Ferial Nadja Karrasch

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